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Ungewöhnliche Schreibwerkzeuge
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Musikalische Schreibwerkzeuge
Welche Fülle von Musik muß der Hammer eines Klaviers in seinem Leben gehört haben, bevor er als Schreibwerkzeug bei uns landete. Vielleicht kann er uns etwas davon in unsere Schrift herüberbringen. Dazu hat er Kanten, Flächen und Rundungen. Um einen Griff anzubringen, muß man ein Loch hineinbohren.
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Aber auch Mundstücke von Blasinstrumenten können als Schreibwerkzeug verwendet werden, wenn sie vom Künstler abgelegt wurden. Das Blatt der Klarinette ist nach einem bestimmenten Schema geschliffen und ergibt, mit der dünnen Seite als Schreibkante, einen weichen Strich. Man braucht hierfür keine besondere Halterung.
Sehr interessant sind die Rohrblätter, wie sie z. B. bei der Oboe verwendet werden. Neu sind sie sehr teuer, aber wenn sie abgenutzt sind, werden sie für den Musiker wertlos, für uns aber eine Quelle von neuem Schreibgefühl. Durch das Loch in der Mitte ist es leicht, einen Griff anzubringen. Man sollte das Schreibwerkzeug vor dem Schreiben einige Minuten anfeuchten, damit es geschmeidig wird. Wohl dem, der eine Oboistin oder einen Oboisten oder eine Fagottistin oder einen Fagottisten kennt!
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Laurie Doctor schreibt mit Muscheln
Die Kenntnis des ungewöhnlichsten Schreibwerkzeugs, das mir je bekannt wurde, verdanke ich Laurie Doctor (www.lauriedoctor.com), die ich anlässlich der Sommerschule 2005 der Schreibwerkstatt Klingspor kennenlernen durfte und noch einmal bei der Herbstschule 2007 traf. Es ist die Muschel. Siehe dazu auch den Bericht Spring ohne hinzusehen mit Laurie Doctor Die Muscheln - oder Bruchstücke davon - die sie für uns am Cape Cod gesammelt hatte, bieten rundum die Möglichkeit, in Schreibflüssigkeit getaucht zu werden. Sie können in jeder Richtung schreiben, allerdings - und das macht eben den Reiz aus - schreiben sie nicht so, wie ich will. Vom Klecks bis gar nicht, schmal oder breit, einfach oder mehrfach, es gibt keine Grenzen... Natürlich kann man damit die "herkömmliche" Kalligraphie nicht befriedigen, aber für Wagnisse ist die Muschel für mich inzwischen unentbehrlich.
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Kronenkorkenfeder
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Die Idee dazu stammt vom Ehemann von Liliane Buchi. Ein Kronenkorken hat eine ungerade Anzahl von Zacken. Wenn man ihn zusammendrückt, ist auf einer Seite eine Zacke und auf der anderen Seite sind zwei Zacken. Der Abstand dieser Zacken ist unsere Schreibbreite. Ich drücke den Kronenkorken mit einer Zange über einem Schaschlikspieß zusammen, meist muß er noch verklebt werden. Dazu nehme ich einen Zweikomponentenkleber, der wasserfest ist.
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Ein wenig anschleifen muß man meistens, weil die Spitze nicht ganz gerade ist. Den Schaschlikspieß kann man mit Kreppband umwickeln oder in ein Rundholz einkleben. Viele Federn möchten auf der Kante nicht schreiben, aber mit dieser geht es wunderbar.
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Bambus-Breitfeder
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Die Automatik-Pen ist wohl jedem Kalligraphen bekannt und sie ist universell einsetzbar. Durch Anschleifen der Ecken kann man auch den Strich, der auf der Ecke ausgeführt wird, verbreitern. Aber die Feder aus Bambus selbst gemacht ? Es ist gar nicht so schwierig. Man sägt von einem möglichst dicken (ab vier Zentimetern) Bambusstab ein vier Zentimeter langes Stück ab. Dann spaltet man mit einem Cutter Scheiben von höchstens 1 mm Dicke ab. Das geht recht gut, der Bambus gibt ja die Richtung des Schnittes vor. Wenn die Scheiben etwas uneben sind, schleife ich sie mit Glaspapier glatt, dann nehme ich zwei etwa gleich breite Stücke und klebe sie mit der späteren Schreibkante mit Klebeband zusammen.
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Mit Zweikomponenten-Kleber wird die Feder jetzt auf ein etwas abgeschrägtes Rundholz oder einen Zweig geklebt. Eine Wäscheklammer sollte die Spitze etwas zusammendrücken, damit eine Vorspannung entsteht, wenn man später die Spitze mit einer Schere wieder anschneiden will. Auch hier kann man mit feinem Glaspapier vorsichtig anschleifen. Vorsicht! Die Kanten der Bambusblätter sind sehr scharf, man kann sich schlimm verletzen. Deshalb die Blätter vor dem Zusammensetzen an den Längskanten beschneiden!
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Die Riesen-Spitzfeder
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Kaufen kann man eine "Whopperplate"-Feder für etwa 90 Euro. Ein quadratischer Holzgriff trägt zwei Federbleche, an deren Spitze verschiedene Schreibeinsätze eingesteckt werden können. Eine abgemagerte Version habe ich mir selbst gebastelt. Ein Holzgriff, ca. 1x1 cm, daran geklebt das Federblech eines alten Kopfhörers, und vorne angelötet etwas kompliziert geformte Messingblechstreifen, die zwei runde Einsätze von Filzschreibern halten. Dieses Bild zeigt die Feder unter Druck, sie schreibt so zwei Linien.
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Ohne Druck, wie auf diesem Bild, ergibt sich nur eine Linie. Die Handhabung braucht etwas Übung, vor allem, wenn man Copperplate (Englische Schreibschrift) schreiben will.
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